Musiktradition

Der Beginn einer Musiktradition

Am 14. September 1912 wurde der neue Musikpavillon im König-Albert-Park nach 4-monatiger Bauzeit fertiggestellt. Da Zivilmusikkapellen als zu teuer eingeschätzt wurden, beschloss der Rat der Stadt, die Vergabe der Platzmusiken auch an Militärkapellen heranzutragen. Das Garnisonkommando erklärte sich bereit, jeden Freitag von Mai bis Oktober ein Musikkorps zur ein- bis zweistündigen Platzmusik zur Verfügung zu stellen. Der Musikdirektor des ältesten Privatorchesters, Gustav Curth, wendete sich an die Stadt und erbat, ihm die Spielmöglichkeit im Pavillon in bevorzugter Weise zu übertragen.

Siehe auch Königlicher Musikdirektor Gustav Curth in Leipzig – Verdienste

Ab 1913 beauftragte der Rat der Stadt zwei Kapellmeister im Wechsel für die Musikaufführungen an Sonntagen, die Kapellen von Gustav Curth und von Günther Coblenz. An Freitagen spielten die Militärkapellen der Garnison. Dokumentiert ist, dass bei schönem Wetter bis zu 2.000 Menschen die Konzerte besuchten, darunter mehr als 200 Kinder. An Regentagen waren es nicht weniger als 700. In den Folgejahren baten immer wieder andere Kapellmeister vergebens um Berücksichtigung bei der Vergabe der Platzmusiken.

1919 fand eine Erhöhung des Musikertarifs statt. Der Rat der Stadt beschloss daraufhin aus Kostengründen, die Freitagskonzerte entfallen zu lassen. Die Sonntagskonzerte hatten zunächst im Albert-Park zu verbleiben, da sie sich einem sehr starken Zuspruch und großer Beliebtheit erfreuten. 1920 wurde wegen der anhaltenden Inflation entschieden, die Sonntagskonzerte im Albert-Park ganz einzustellen.

Bürger engagieren sich für den Musikpavillon

Als Reaktion auf den Wegfall der Platzmusikern des Musikpavillons drückte der Deutsche Musiker-Verband in einem Schreiben an den Rat und an die Stadtverordneten sein tiefes Bedauern über die eingestellten Parkkonzerte aus. Gerade der sonntägliche Besuch im König-Albert-Park gehöre zum Lebensgefühl „ungezählter Tausender aller Bevölkerungsschichten“.

Die öffentliche Anteilnahme an dem Wegfall der Parkkonzerte förderte 1921 den positiven Beschluss zur Erhöhung der Mittel für die Fortführung der Sonntagskonzerte. Der Öffentlichkeit sollten die billigen Veranstaltungen nicht versagt werden. Seitens des Schulamtes wurde der Wunsch ebenfalls berücksichtigt. Schulklassen veranstalteten ab sofort wiederholt Gesangsaufführungen, was sehr großen Anklang bei der Bevölkerung fand.

Die Kosten der Instandhaltung des Musikpavillons und des Geländes waren verhältnismäßig hoch. Deshalb verpachtete die städtische Gartendirektion 1931 den Kulturstandort erstmals an eine Privatfirma, die Firma Rothe & Ballschuh. Der Pächter durfte das Brunnenwasser an Parkbesucher verkaufen. Im Gegenzug wurde dieser beauflagt die Platzmusiken auf eigene Kosten beizubehalten. So begann das Engagement zum Erhalt des Musikpavillons im König-Albert-Park, dem heutigen Clara-Zetkin-Park.

Spurensuche im Leben und musikalischem Schaffen von Gustav Curth